Heute ist der letzte Termin um bei der Linkparty von
Le monde de Kitchi mitzumachen. Es geht diesmal um das Kino, etwas das mich schon mehr als ein halbes Jahrhundert begleitet.
An meinen ersten Kinobesuch kann ich mich sehr gut erinnern. Ich war damals eine begeisterte Leserin der Karl May-Bücher und natürlich wollte ich in "Der Schatz im Silbersee" gehen. Aber alleine durfte ich, ebenso natürlich, nicht. Also ging meine Mutter mit mir im feinsten Sonntagsstaat in die Nachmittags-Vorstellung der Residenz-Lichtspiele. Und wir trafen im Foyer auf meine Schulfreundin Margitta, die ebenso mit ihrer Mutter da war. Die beiden Mütter waren hocherfreut über das Zusammtreffen und beschlossen, da wir ja nun nicht mehr alleine waren, nach Hause zu gehen und uns zwei ohne mütterliche Begleitung den Film sehen zu lassen. Es war wunderbar. Winnetou! Old Shatterhand! Der Silbersee! Margitta und ich haben von da an alle Karl May-Filme gesehen (außer Winnetou III, den wollten wir uns nicht antun) und sind auch sonst fast jeden Sonntag gemeinsam ins Kino gegangen. Musikfilme, Lausbubenfilme, "Die große Kür", die Paukerfilme, alles alles.
1972 zog ich nach München, dort ging es mit dem Kino und mir weiter. Montags war "Kinotag", da gab es verbilligten Eintritt. Unvergessen auch die legendären Eddie Constantine-Vorführungen im Arri-KIno in der Türkenstrasse. Da wurde gerufen und mitgelebt, es war eine große Party. "Harold and Maude" habe ich 12mal gesehen, "Rocky Horror Picture Show" noch viel öfter. Die lief in einem Kino in der Lilienstrasse, das extra für diesen Film umgebaut wurde. Der Saal war praktisch eine Spiegelung der Eingangshalle der Rocky-Villa.
Da ich jahrelang tatsächlich keinen Fernseher besaß (und auch nicht vermisst habe) war Kino das Medium der Wahl. Mal mit einer großen Clique, mal alleine oder mit einer Freundin. Alle Celentano-Filme, Steven Spielberg, Klaus Lemke-Filme. Tränen habe ich bei E.T. vergossen, bin beim ersten Indiana Jones-Film fast unter den Sitz gerutscht, so spannend fand ich den.
Und dann das Filmfest München. Veranstaltet ab 1983 gab es da Filmreihen im Original zu sehen, jedes Jahr ein anderes Thema. Da bin ich zu einer großen Verehrerin von Lina Wertmüller geworden. "Travolti", "Tutto aposto niente in ordine", "Settebelezza" alle ihre Filme wurden gezeigt und ich bin in jeden gegangen.
Aber ich habe auch im Lenbach-Haus Andy Warhol-Filme gesehen, die dort im Rahmen einer großen Ausstellung gezeigt wurden. Da war Sitzfleisch angesagt. Drei Stunden, vier Stunden....
Es gab aber auch Filme, bei denen ich vor Langeweile schlicht und einfach eingeschlafen bin. "Die Möwe Jonathan" war so einer. Ein Kultfilm. In aller Munde. Eine Möwe fliegt zur Musik von Neil Diamond uber Meer und Land und philosophiert vor sich hin. Ich habe tief und fest geschlafen.
Sehr schön auch ein Kinobesuch in einem Freiluftkino auf Lipari. Es gab "101 Cuccioli" (101 Dalmatiner). Im Kino war Stimmung, das Publikum jung und alt gemischt, ging mit. Geklatscht, gejohlt und gewarnt wenn Bösewichte um die Ecke kamen.
Später in Hamburg bin ich mit meiner Freundin J. (fast) jeden Filmtag (Dienstag, Donnerstag?) ins Kino gegangen.Ebenso in Winsen, Lüneburg und jetzt in Potsdam.
Mein Herz gehört den "kleinen" Kinos, den Filmkunst-Kinos. Die großen Sääle der Kinoketten sind nicht so ganz Meins.
Und natürlich hatte ich mir einen Videorecorder geleast. Das war der letzte Schrei. In die Videothek gehen, einen Film ausleihen und mit Freunden zuhause gucken. "Blues Brothers", "Manche mögen's heiss", "Casablanca". Es war toll, nicht vom Kinoprogramm abhängig zu sein, hat aber bestimmt auch zum Sterben vieler Kinos beigetragen.
Inzwischen haben wir einen DVD-Player und eine kleine Filmsammlung. Da sind so einige meiner "alten" Lieblinge dabei. "Harold and Maude", "Blues Brothers", Agatha Chhristie-Verfilmungen mit der unvergleichlichen Margaret Rutherford. Aber einen Kinobesuch kann das nicht ersetzen. Ich liebe dieses Gemeinschaftserlebnis. Das man da hingeht und auf einer großen Leinwand im Dunkeln zusammen mit anderen einen Film sieht, eintaucht in eine andere Welt und wenn das Licht wieder angeht, etwas desorientiert ist, erst wieder zurückfinden muß in das eigene Leben.